· 

Wie lief's im Examen, Nina?

Es ist mal wieder Zeit für ein Interview mit jemandem, der die elende Examensvorbereitung erfolgreich gemeistert und mit einem klasse Ergebnis vollendet hat. Dafür konnte ich diesmal Nina gewinnen, die einige hilfreiche Tipps und Erfahrungen mit euch teilt. Nina, herzlichen Glückwunsch nochmal zu deiner Leistung und euch allen viel Freude beim Lesen!

Hallo, Nina! Wie ist es gelaufen?

 

Es ist super gelaufen, ich bin absolut happy mit meinem Ergebnis. Ich habe im staatlichen Teil 9,46 Punkte und im Gesamtergebnis 10,32 Punkte.

In welchem Semester bist du ins Examen gegangen? Wie lang war deine Examensvorbereitung insgesamt? Hast du abgeschichtet?


Ich bin im 8. Semester in die Vorbereitung gestartet. Mitten in meine Vorbereitungszeit platzte allerdings Corona, sodass ich mir insgesamt mehr Zeit für die Vorbereitung genommen habe, als ich eigentlich wollte. Ich habe meinen Termin noch einmal verschoben, sodass ich am Ende 2 Jahre gelernt habe, das würde ich jetzt so niemanden empfehlen :D Abschichten ist bei uns in Berlin nicht möglich.

 

Wie fandest du die Klausuren? Wie war dein Gefühl danach?

 

Ich würde unsere Klausuren nicht als einfach, aber durchaus als fair bezeichnen. Es war diesmal einiges an aktueller Rechtsprechung dabei. Ich ging aus den meisten Klausuren mit einem guten Gefühl raus.

 

Wie würdest du deinen Wissensstand zu Beginn der Examensvorbereitung einschätzen?

 

Lückenhaft :D Man hat es zwar oft gehört und nie glauben wollen, aber tatsächlich hatte ich erst in meiner Vorbereitung irgendwann das Gefühl, Jura richtig verstanden zu haben. Vor allem rechtsgebietübergreifende Zusammenhänge und Argumente der Streitstände im Strafrecht haben sich mir erst in dieser Zeit erschlossen.


Wie hast du dich vorbereitet? Hast du ein Rep besucht? Mit welchen Mitteln hast du gelernt?


Ich habe (für mich) den Fehler gemacht, dass ich mit einem kommerziellen Rep gestartet bin. Das habe ich mir 6 Monate angehört, um dann für mich festzustellen, dass ich mit diesem Frontalunterricht mit > 50 Leuten nicht zurecht komme. Man geht einfach in der Masse unter. Die Vorbereitung ist ein Marathon, in der man auch mal unmotiviert ist. Ich empfand es an solchen Tagen dann als Zeitverschwendung mich stundenlang passiv (weil unmotiviert) in eine Veranstaltung zu setzen.

 

Nach dem halben Jahr habe ich mir dann eine Lerngruppe über JurExit gesucht. Wir waren zu dritt und haben uns 2-3 Mal in der Woche getroffen. Wir haben mit Fällen aus unseren Unireps oder Zeitschriften gelernt und jeder Gruppenleiter musste für seine Sitzung Wiederholungsfragen entwickeln. Diese haben wir dann in Potenzen wiederholt.

 

Ich fand die Bücher der Reihe "Unirep Jura" sehr hilfreich, zur Vertiefung habe ich die Studienkommentare des Beck-Verlags genutzt.

 

Unabdingbar waren natürlich die Basiskarten, mit denen ich jeden Tag gelernt habe :-)

 

Gab es besondere Hoch- oder Tiefpunkte in deiner Examensvorbereitung?

 

Ich würde die Zeit vor der Lerngruppe als Tiefpunkt bezeichnen. Ich fühlte mich extrem verloren in der Masse an Spezialproblemen, die einem im kommerziellen Rep als Standardwissen verkauft werden. Erst mit den Basiskarten und in der Lerngruppe hat mir Jura dann wieder Spaß gemacht und zwar so, dass mir das Schreiben der Klausuren dann regelrecht Freude bereitet hat.


Wie bist du auf die Basiskarten aufmerksam geworden?

 

Ich nutze die Basiskarten schon so lange, dass ich das tatsächlich gar nicht mehr genau sagen kann :D Ich glaube, ich habe von jemanden im Rep von Anki gehört und bin dann im Zuge dessen auf die Basiskarten gestoßen.

Was unterscheidet die Basiskarten deiner Meinung nach von anderen Lernmitteln?

 

Sie enthalten das, was andere Lernmittel immer versprechen, nämlich die Basics. Ich finde auch die Querverweise in den kursiven Anmerkungen immer super hilfreich. Ebenso die Mini-Fälle, die eine Problematik wirklich anschaulich auf den Kern runterbrechen. So schaffen die Basiskarten es durch ihre Kürze, dass sich Wissen wirklich mit der Zeit im Kopf festsetzt. Ich habe in absolut jeder Klausur und in der Mündlichen auf mein Wissen aus den Basiskarten zurückgreifen können. Gerade in der Mündlichen ist es ja super wichtig, schnell reagieren zu können und wenn man sicher sitzendes Wissen hat, ist das auch absolut möglich.

 

In welchem Bereich haben dir die Basiskarten am meisten geholfen?

 

Das klingt jetzt vielleicht etwas kitschig, aber tatsächlich haben mir die Basiskarten geholfen, wieder Spaß am Lernen und an Jura zu entwickeln. Wie gesagt fühlte ich mich ja sehr lost am Anfang. Die Basiskarten haben mich super abgeholt und mich für die Klausuren fit gemacht.

 

Wie bist du mit neuen Stapeln umgegangen? Wie viele Karten hast du pro Tag neu gelernt?


Für neue Stapel habe ich mir immer besonders viel Zeit genommen. Ich habe mir die neuen Karten sorgfältig durchgelesen und immer erst weitergemacht, wenn ich das Gefühl hatte, das Kernthema verstanden zu haben. Grundsätzlich habe ich 20 neue Karten pro Tag gelernt, in den letzten Wochen vor den Klausuren habe ich es auf 30 hochgestellt, weil ich einige Stapel noch einmal von Neuem wiederholt habe.

Hast du irgendwelche besonderen Tipps zum Lernen der Basiskarten oder dem Umgang mit Anki?

 

Lasst euch vor allem von der Benutzeroberfläche von Anki nicht abschrecken, da fuchst man sich eine Weile ein. Aber mit den Tutorials von Thomas ist das absolut machbar ;)

Bei den Basiskarten kann ich nur raten: Dranbleiben. Ich hatte auch etliche Tage, an denen ich einfach nur genervt war und gar keine Lust auf Jura hatte. Das ist absolut normal, denke ich, Anki kennt ja keine Pause. Ich denke, das schlimmste, was passieren kann, ist, dass man einen Tag einfach aussetzt. Dann häufen sich die Karten, man ist frustriert und gibt irgendwann auf. Wenn ich also einen schlechten Tag hatte, habe ich immer mindestens Anki gemacht und dabei vielleicht nebenbei Musik oder so gehört, damit es ein wenig mehr Freude gemacht hat.

 

Auch ist mE bei den Basiskarten wichtig: Die Karten nicht einfach überfliegen. Meiner Meinung nach steht schon nur das Notwendigste auf den Basiskarten, dies sollte man aber wirklich erst dann weiterklicken, wenn man es wirklich gewusst bzw. verstanden hat. Blindes Weiterklicken macht den ganzen Lerneffekt zunichte, auch wenn es besonders in der späteren Phase verlockend ist, wenn sich eine hohe Anzahl fälliger Karten angesammelt hat.

Wie sah ein typischer Tag in der Examensvorbereitung für dich aus? Wie viele Tage hast du pro Woche gearbeitet?

Typischerweise habe ich den Tag mit einer Runde Anki begonnen (Hälfte der fälligen Karten). Dann stand meist Lerngruppe oder Wiederholen bzw. Vorbereiten in der Bib an. Am späten Nachmittag habe ich dann die restlichen Karten gelernt.

 

Ich habe schon an sechs Tagen gearbeitet, den Samstag bzw Sonntag (je nach dem), habe ich "nur" mit Anki gelernt, mir den Tag aber ansonsten freigenommen.

Wie viele Übungsklausuren hast du geschrieben?

Puh, ich denke, ich habe ca. 40 Klausuren ausgeschrieben.

Gibt es sonst noch Tipps, von denen du besonders profitiert hast und die du weitergeben möchtest?

 

Ich rate absolut jedem zu einer Lerngruppe. Das hört man zwar oft, aber es ist absolut hilfreich, mit Gleichgesinnten immer wieder über Dinge zu diskutieren. So bekommt man nicht nur eine differenzierte Sicht auf Sachverhalte, es ist außerdem super hilfreich für die mündliche Prüfung. Auch diese ist ja als Gespräch ausgestaltet und so ist es dann keine ungewohnte Situation, über juristische Fragestellungen zu diskutieren und sein Wissen mündlich zu präsentieren.

 

Außerdem ist man dazu gezwungen, immer gut vorbereitet zu sein und dranzubleiben. Die anderen haben sich ja Zeit genommen, zur Lerngruppe zu kommen, daher kann man selbst ja nicht unvorbereitet sein. Es ist zwar nicht immer schön, hilft einem aber ungemein, am Ball zu bleiben. Das ist für einen Marathon wie die Examensvorbereitung unabdingbar.

 

Ich kann auch nur empfehlen, in der Lerngruppe Wiederholungsfragen zu entwickeln und sich regelmäßig abzufragen. Dies hat gleich zwei Vorteile: Zum einen wiederholt man natürlich den Stoff, zum anderen sitzt man quasi mal auf der "Prüferseite" und kann sich selbst kontrollieren: Nur wenn man den Stoff wirklich verstanden hat, kann man auch gute Fragen entwickeln.

 

Gibt es umgekehrt etwas, von dem du unbedingt abraten würdest? Oder vielleicht irgendwelche Standard-Tipps, die für dich gar nicht funktioniert haben?

 

Also nicht ganz so hilfreich fand ich das Credo, immer und immer Klausuren auszuschreiben. Das ist natürlich v.a. für das Zeitmanagement wichtig, kann aber auch schnell zu Frustration führen. Ich finde es auch absolut ausreichend, wenn man nur 30-40 Klausuren ausschreibt und ansonsten Fälle skizziert. Im Idealfall ändert man ja während der Schreibphase nichts mehr an seiner Lösung aus der Skizze, insofern kostet einen das dann nur 1,5 Stunden und man läuft nicht Gefahr, Probleme mit dem Handgelenk zu bekommen :D

 

Und ich persönlich würde auch kein kommerzielles Rep besuchen, dazu habe ich mich am Anfang von der Masse "anstecken lassen", ohne reflektiert zu überlegen, was für mich die richtige Lern-Methode ist.

 

Was war für dich das Schwierigste an der Examensvorbereitung?

 

An schlechten Tagen war ich vor allem von der Stofffülle frustriert. Es ist schon nervenaufreibend, dass man nicht (wie in der Schule) mit dem Gedanken in die Klausuren gehen kann, dass man nun wirklich alles zu einem Thema weiß. Mich damit anzufreunden, fiel mir besonders schwer und hat mich oft frustriert. Aber hier helfen dann Gespräche mit Freunden und/oder der Lerngruppe.

 

Worauf kam es aus deiner Sicht im Examen letztlich besonders an?

 

Es kam wirklich auf die Basics und eine genaue Sachverhaltsanalyse an. Die Fälle waren wie gesagt wirklich fair. Wenn man auf sicheres Basiswissen zurückgreifen und gut mit dem Gesetz arbeiten konnte, konnte man die Klausuren gut bewältigen. Das mag sicher auch kampagnen-abhängig sein, aber ist auch oder vielleicht gerade auch in exotischeren Klausuren absolut essenziell.

 

Was steht als nächstes an und wird Anki dabei auch eine Rolle spielen?

 

Ich habe mich nun für das Referendariat in Mecklenburg-Vorpommern beworben, da ich keine Lust auf lange Wartezeiten in Berlin habe und auch noch einmal eine neue Stadt entdecken möchte. Anki wird dabei definitv eine Rolle spielen, da ich diese Routine beim Lernen absolut nicht missen möchte und ja im 1. Examen erlebt habe, wie viel ich davon profitiere :-)


Nina, vielen Dank für das Interview!

👉 Tipp: Hier geht's weiter zu meinem letzten Interview mit Hannah. Für allgemeines Feedback zu den Basiskarten klick hier.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Enrik (Mittwoch, 17 Mai 2023 10:44)

    Hallo,

    sehr starke Leistung. Herzlichen Glückwunsch!

    Super Tipp mit JurExit, um eine Lerngruppe zu finden. Kannte ich gar nicht.

    Grüße
    Enrik