Motivierendes zum Wochenende: Luis ist einer derjenigen, die dieses Jahr ihr erstes Staatsexamen mit Prädikat abgelegt und sich darauf mit der Kombination Rep + Basiskarten vorbereitet haben. Im Interview berichtet er von seiner Vorbereitung und gibt einige Tipps, die auch für eure Examensvorbereitung fruchtbar sein können. Noch einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem erfolgreichen Abschluss, Luis, und euch viel Spaß beim Lesen!
Hallo, Luis! Wie ist es gelaufen?
Ich war wirklich erleichtert. Nach den schriftlichen Klausuren war ich mir zeitweise sehr unsicher, was da wohl rauskommen würde. Mit der mündlichen Prüfung habe ich es dann aber im staatlichen Teil auf 9,3 Punkte geschafft.
In welchem Semester bist du ins Examen gegangen? Wie lang war deine Examensvorbereitung insgesamt?
Das Examen habe ich im Oktober 2022 und damit im 9. Semester geschrieben. Gestartet habe ich im März 2021 mit dem Rep. Ab April 2022 habe ich mich dann noch in Eigenregie auf die Prüfung vorbereitet. Bis zu den schriftlichen Klausuren hat es also 1,5 Jahre gedauert.
Wie fandest du die Klausuren? Wie war dein Gefühl danach?
Insgesamt waren alle Klausuren relativ fair gestellt und man wurde mit nichts gänzlich fremden konfrontiert. Trotzdem haben mich die Klausuren gefordert. Während der ersten Klausur war ich so nervös, dass ich wirklich lange für die Skizze brauchte und Angst hatte, überhaupt nichts sinnvolles zustande zu bringen (im Ergebnis war es dann aber gar nicht so schlecht). Die Zivilrechtsklausuren danach waren dann von gemischten Gefühlen geprägt. Bei einer dachte ich auch, dass ich wahrscheinlich durchgefallen bin, was dann aber doch nicht der Fall war. Die Öffrecht-Klausuren am Ende haben die Stimmung bei mir dann wieder merklich aufgebessert.
Wie würdest du deinen Wissensstand zu Beginn der Examensvorbereitung einschätzen?
Ich glaube, ich bin mit einer soliden Basis in die Vorbereitung gestartet. Da wir an der Uni Köln quasi dazu "gezwungen" sind, für die Zwischenprüfung relativ viele Klausuren zu schreiben, habe ich mich in keinem Fach absolut unwohl gefühlt. Durch das Rep ist mir aber dann doch auch einiges aufgefallen, was ich einfach schlichtweg falsch verstanden oder nie richtig gelernt hatte.
Wie hast du dich vorbereitet? Hast du ein Rep besucht? Mit welchen Mitteln hast du gelernt?
Ich habe ein kommerzielles Repetitorium besucht, im Nachhinein hätte ich es aber lieber nur mit dem Uni-Rep gemacht. Ich kann euch da nur empfehlen ein bisschen Vertrauen in euch selbst zu haben, dass ihr das auch ohne hinkriegen könnt! Neben den Fällen aus dem Repetitorium und ein paar Uni-Skripten habe ich primär mit den Basiskarten gearbeitet und diese durch eigene Karteikarten ergänzt. Zusätzlich habe ich mir für speziellere Probleme Listen in jedem Rechtsgebiet erstellt, die ich dann aber zugegebenermaßen nicht so oft wiederholt habe, wie ich es ursprünglich vorhatte.
Gab es besondere Hoch- oder Tiefpunkte in deiner Examensvorbereitung?
Ja, ständig! Also ich muss zugeben, dass ich das erste Jahr der Vorbereitung ganz angenehm fand, das Examen schien noch in weiter Ferne und man konnte so viel neues Wissen aufsaugen, dass sich vieles aus dem Grundstudium endlich zu einem sinnvollen Muster ergänzte. Aber zwischendurch hatte ich auch oft Tage oder Wochen, wo ich sehr frustriert war und daran gezweifelt habe, ob ich das wirklich schaffe. Die letzten Wochen vor dem Examen haben sich diese Gedanken eigentlich fast jeden Tag abgewechselt. Ich kann dazu nur empfehlen, dass man an den Tagen, an denen es einfach nicht klappt und man nur frustriert ist, lieber seine Sachen packt und sich den Tag frei nimmt, als genervt in der Bib rumzuhocken.
Wie bist du auf die Basiskarten aufmerksam geworden?
Etwa drei Wochen vor dem Rep habe ich ein bisschen im Internet recherchiert, wie ich diese ganze Examensvorbereitung denn jetzt eigentlich in Angriff nehmen sollte. Dabei bin ich auf die (super tolle und auch nicht allzu lange) Lernapotheke gestoßen, in der Du Deine Herangehensweise an das Examen beschreibst und die Idee hinter den Basiskarten erklärst. Das hat mir auf Anhieb zugesagt und ich habe mir direkt erstmal den Probestapel heruntergeladen.
Was unterscheidet die Basiskarten deiner Meinung nach von anderen Lernmitteln?
Die Basiskarten funktionieren ja nach dem minimum information principle (eine Karte = möglichst eine Information). Dadurch musste ich mich nie allzu lange bei einer Karte aufhalten und hatte schnell das Gefühl mit den Stapeln voranzukommen. Richtig gut fand ich auch die Mnemotechnik, mit der ich mir wirklich in kürzester Zeit lange Prüfungsschemata merken konnte, das hat sogar teilweise Spaß gemacht!
Außerdem hatte ich bei den Rep-Unterlagen das Gefühl, dass sich häufig auf komplizierte Meinungsstreitigkeiten und irrelevante Sonderprobleme fokussiert wird, die für das Examen oft egal sind. Mit den Basiskarten hatte ich dagegen erstmal eine solide Struktur, die mich nicht überfordert hat und mir das Gefühl gab, die Grundlagen zu beherrschen.
In welchem Bereich haben dir die Basiskarten am meisten geholfen?
Ich habe dadurch sehr konstant lernen können. Selbst an Tagen, an denen ich sonst nichts auf die Reihe bekommen habe, konnte ich wenigstens meine Anki-Stapel durchgehen und hatte so nie die Angst etwas wichtiges zu vergessen.
Außerdem habe ich durch das aktive Wiederholen schnell gemerkt, ob ich etwas wirklich verstanden habe oder nicht (Testing Effect).
Wie bist du mit neuen Stapeln umgegangen? Wie viele Karten hast du pro Tag neu gelernt?
Anfangs habe ich pro Tag etwa 25-30 neue Karten gelernt. In etwas stressigeren Phasen habe ich es manchmal übertrieben und etwa 40 neue Karten pro Tag gelernt, das war mir dann aber auch schnell zu viel. Ich habe grunsätzlich versucht das jeweilige Gebiet schon einmal mit den Karten zu beginnen, bevor es damit im Rep losging, was allerdings nicht immer geklappt hat. Mein Tipp daher: am besten 1-2 Wochen vor dem Rep (entspannt!) mit den ersten Stapeln beginnen, dann kommt ihr damit, glaube ich, gut durch. Das Coole daran ist, dass ihr schon super vorbereitet in die Repstunden kommt und gut mitmachen könnt, was den Lernprozess unglaublich fördert.
Hast du irgendwelche besonderen Tipps zum Lernen der Basiskarten oder dem Umgang mit Anki?
Gerade gegen Ende, wenn man schon einiges an Karteikarten hat und wirklich viel wiederholen muss, hab ich die Erfahrung gemacht, dass ich manche Karten nicht mehr ganz so sorgfältig beantwortet habe, weil ich sie einfach nicht mehr sehen wollte (insbesondere das Ausfertigungsverweigerungsrecht des Bundespräsidenten hat mich bis zum Schluss verfolgt). Da hilft es vielleicht, diese Karten umzuschreiben oder nochmal zu kürzen. Ansonsten kann ich auch nur raten wirklich regelmäßig zu lernen, damit sich nicht irgendwann ein unzubändigender Stapel an Karten ansammelt.
Wie sah ein typischer Tag in der Examensvorbereitung für dich aus? Wie viele Tage hast du pro Woche gearbeitet?
An Rep-Tagen habe ich möglichst vor dem Rep noch die Karteikarten wiederholt. Dann habe ich nach dem Rep die Fälle nachgearbeitet, eventuell etwas im Skript nachgelesen und meine Karteikarten und Listen ergänzt. An den sonstigen Tagen habe ich ebenfalls Fälle bearbeitet oder später auch Klausuren ausgeschrieben oder skizziert. In der Regel habe ich dabei 6 Tage die Woche gelernt, wobei ich an einem Tag dann meistens nur Klausur geschrieben habe. Am Sonntag habe ich bis auf wenige Ausnahmen nichts gemacht.
Wie viele Übungsklausuren hast du geschrieben?
Ich habe 48 ausgeschrieben und einige mehr dann nur noch skizziert.
Gibt es sonst noch Tipps, von denen du besonders profitiert hast und die du weitergeben möchtest?
Gerade zum Ende hin lohnt es sich, glaube ich, nicht, alle Klausuren auszuschreiben. Spart euch lieber die Zeit, macht eine ordentliche Skizze und geht die Lösung sauber durch. Außerdem fand ich es gut, zumindest in der letzten Woche vor dem Examen runterzuschalten und nicht mehr viel zu machen.
Gibt es umgekehrt etwas, von dem du unbedingt abraten würdest? Oder vielleicht irgendwelche Standard-Tipps, die für dich gar nicht funktioniert haben?
Ich habe vor den schriftlichen Klausuren gar keine Zeit in das Lesen von Rechtsprechung investiert. Das lohnt sich vor der mündlichen Prüfung auf jeden Fall, aber für die schriftlichen finde ich es persönlich zu zeitfressend. Bei mir im Examen kam zwar wohl ein aktuelles Thema dran, dieses war aber auch ohne vertiefte Kenntisse gut lösbar. Das gleiche gilt für das stumpfe Auswendiglernen von exotischen Meinungsstreitigkeiten. Die Standardsachen sollte man natürlich können, aber auch hier ist es, glaube ich, sinniger, direkt zu lernen wie man unbekannte Probleme erkennt und löst.
Was war für dich das Schwierigste an der Examensvorbereitung?
Die ständige Ungewissheit, ob ich wirklich auf dem richtigen Weg bin. Ich hatte bis zum Schluss in den Probeklausuren kaum zufriedenstellende Noten und bin sogar in einer meiner letzten Probeklausuren vor der Prüfung nochmal durchgefallen, das war natürlich etwas nervig. Und zugegebenermaßen würde ich auch die mündliche Prüfung nicht unterschätzen, die letzten Wochen davor haben mich mehr Nerven gekostet, als die letzten Wochen vor den schriftlichen Klausuren. Das lag daran, dass ich einfach spät wieder eingestiegen bin in die Vorbereitung und mich kaum noch motivieren konnte.
Worauf kam es aus deiner Sicht im Examen letztlich besonders an?
Als ich in der ersten schriftlichen Klausur saß, dachte ich: "Ach du scheiße, ich muss hier jetzt wirklich etwas zu Papier bringen." Vor den anderen Klausuren war ich zwar nicht so nervös, jedes Mal beim Durchlesen des Sachverhaltes dachte ich mir aber trotzdem wieder: "Wie soll ich das bloß schaffen?" Mit dieser Unsicherheit umzugehen lernt man während der Vorbereitungszeit nicht durch das Auswendiglernen von Sonderproblemen, sondern nur durch die Erarbeitung eines soliden Grundwissens, die stetige Anwendung auf einen konkreten Fall und die parallel laufende Aufrechterhaltung des Wissenstandes.
Wenn du in der Zeit zurück zu deinem ersten Semester reisen könntest, welche Tipps würdest du deinem früheren Ich mitgeben?
Vergiss, was bei den Noten im Grundstudium rauskommt, sondern versuch nur, möglichst viel wirklich zu verstehen. Konkret würde ich außerdem ab Tag 1 mit Anki lernen, das erspart einem einfach viele, viele Qualen mit analogen Karteikarten und mit der Angst, nicht hinreichend zu wiederholen.
Was steht als nächstes an und wird Anki dabei auch eine Rolle spielen?
Im Sommersemester habe ich meinen Schwerpunkt in Kriminologie begonnen und da werde ich Anki auf jeden Fall auch weiter für nutzen!
Luis, vielen Dank für das Interview!
👉 Tipp: Hier geht's weiter zu meinem letzten Interview mit Nina. Für allgemeines Feedback zu den Basiskarten klick hier.
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Leon Grosch (Montag, 13 November 2023 14:48)
Super Interview. Danke für die Einblicke! Eine Bitte an Thomas: Könntest du evtl. bei weiteren Interviews spezifischer nach der Intensität von einem Lerntag fragen? Also konkret wie viele Stunden Netto gelernt wurde und wie sich das im Laufe der Vorbereitung eventuell verändert hat?