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Wie lief's im Examen, Alina?

2,5 Jahre harte Examensvorbereitung haben sich gelohnt: Alina hat ihr Ziel erreicht und konnte ihr Studium sogar mit einem tollen zweistelligen Ergebnis abschließen. Wie sie sich vorbereitet hat und welche Tipps und Programme ihr dabei eine Hilfe waren, erklärt sie euch heute exklusiv im Interview für den Basiskarten-Blog. Alina, vielen Dank für deine Erfahrungen und noch einmal herzlichen Glückwunsch zu dieser hervorragenden Leistung!

Hallo, Alina! Wie ist es gelaufen?

 

Im Endeffekt ist es besser gelaufen, als ich es mir je erträumt habe. Im staatlichen Teil habe ich ein zweistelliges Ergebnis einfahren können und bin insgesamt mit 11,3 Punkten aus dem Examen gekommen.

In welchem Semester bist du ins Examen gegangen? Wie lang war deine Examensvorbereitung insgesamt?


Ich habe mir für die Examensvorbereitung viel Zeit gelassen, weil ich die Klausuren nur einmal schreiben wollte und mein Ziel – das Prädikat – fest vor Augen hatte. Am Anfang stand eine "Findungsphase" von etwa einem Semester, in dem ich einiges ausprobiert habe, um meinen persönlichen Lernweg auszuloten. Darauf folgten dann vier Semester Examensvorbereitung.

An dieser Stelle möchte ich jeden dazu ermutigen, sich die Zeit zu nehmen, die man braucht, um seinen Lernplan durchzuziehen. Wenn dieser dann (bis auf Kleinigkeiten) abgearbeitet ist, sollte man sich aber nicht scheuen, ins Examen zu gehen.

 

Wie fandest du die Klausuren? Wie war dein Gefühl danach?

 

Weil ich in jeder Klausur mein Bestes gegeben habe, habe ich mir vermutlich keine guten oder schlechten Gedanken nach der Abgabe gemacht. Es ging einfach mit dem berühmten Tunnelblick weiter zur nächsten Klausur. Die Klausuren waren teilweise vom Sachverhalt umfangreicher als das, was ich im Rahmen des universitären Examensklausurenkurses bearbeitet hatte, sodass ich meine Zeitplanung in der Klausur ein wenig anpassen musste. Abgesehen von der Stresssituation lief aber alles wie in den Probeklausuren, also inklusive der üblichen Emotionen: Verzweiflung und der kleinen Freude über den Aha-Effekt, wenn man der Meinung ist, den Kniff der Klausur verstanden zu haben. Insofern ging ich relativ gelassen von Klausur zu Klausur. Bei der letzten Klausur hatte ich nach der Skizze absolut keine Lust mehr, das Gutachten noch abzufassen, da meine Akkus schon sehr leer waren. Am Ende war dies dann tatsächlich meine beste Klausur.


Wie hast du dich vorbereitet? Hast du ein Rep besucht? Mit welchen Mitteln hast du gelernt?


Weil ich den Stoff im Studium zwar verstanden hatte, aber mir nie auf Dauer merken konnte, war für mich relativ früh klar, dass ein kommerzielles Rep meinen Bedürfnissen nicht gerecht wird und die Kosten-Nutzen-Rechnung für mich dabei nicht aufgehen würde. Nach eigenständiger Suche und über den Austausch mit lieben Kommilitonen, deren Examensvorbereitung bereits weiter fortgeschritten war, bin ich auf die Basiskarten von Thomas gestoßen. Eine Mischung von den Basiskarten, eigenen und Karten von einem Kommilitonen (shoutout an Basti!) bildeten den Kern meiner Vorbereitung. Ergänzend habe ich eine wöchentliche Lerngruppe (mit im Schnitt zwei Examensfällen pro Treffen) und den Examensklausurenkurs meiner Uni zur Vorbereitung genutzt. Dazu besuchte ich vereinzelt Veranstaltungen des universitären Reps, soweit sie in meinen Lernplan passten und Nebengebiete abdeckten, die in meinem Hauptstudium eher unter den Tisch gefallen sind (z.B. Staatshaftungsrecht). 


Wie bist du mit neuen Stapeln umgegangen? Wie viele Karten hast du pro Tag neu gelernt?


Auch dabei habe ich einiges ausprobiert und bin schließlich dazu übergegangen, den neuen Stapel häppchenweise zu mindestens 30 neuen Karten hinzuzulernen, wenn mein Tag ohnehin schon knapp kalkuliert war. An Tagen mit etwas mehr Luft habe ich auch mehr hinzugenommen bzw. weniger umfangreiche Stapel in einem Rutsch gelernt. Mir war nur wichtig, dass meine Bilanz am Ende der Woche stimmte. Durch das vorherige Lesen der PDFs zu Thomas' Stapeln am Wochenanfang lief das Hinzulernen noch besser. Die PDFs zum Strafrecht haben mir auch besonders geholfen, um zur mündlichen Prüfung wieder ins Thema zu kommen.

Hast du irgendwelche besonderen Tipps zum Lernen der Basiskarten oder dem Umgang mit Anki?

 

Falls man mal – aus welchen Gründen auch immer – den Faden verliert und mit den Wiederholungen nicht hinterherkommt, sollte man ruhig bleiben.

Ich habe meine Wochenziele z.B. in der Woche nach dem Probeexamen, nach Weihnachten oder nach einer Krankheit angepasst und solche vermeintlichen Durststrecken in Bezug auf neue Karten in meiner monatlichen Kalkulation berücksichtigt und entsprechende Puffermonate eingerichtet.

Wie sah ein typischer Tag in der Examensvorbereitung für dich aus? Wie viele Tage hast du pro Woche gearbeitet?

Von Dienstag bis Freitag habe ich immer erst meine Wiederholungen erledigt, auch wenn dies mehrere Stunden füllte (Eat the frog first!). Danach lernte ich neue Karten und habe mich dann noch ein bis zwei Stunden lang der Nacharbeitung der Lerngruppe und Probeklausuren gewidmet. Jeden Montag nach dem Verfassen der Probeklausur habe ich nur wiederholt.

Die Wochenenden waren nie komplett frei, wobei ich jeweils einen Tag wiederholte und am jeweils anderen nur aktuelle Rechtsprechung über die LTO bzw. den Newsletter von JuraOnline angesehen und wichtige Neuerungen in meiner Sammlung bei Anki ergänzt habe. 

Wie viele Übungsklausuren hast du geschrieben?

Ich habe über 1,5 Jahre, bis auf wenige Ausnahmen, wöchentlich eine Klausur unter scharfen Bedingungen geschrieben.

Gibt es sonst noch Tipps, von denen du besonders profitiert hast und die du weitergeben möchtest?

  1. Such dir ein starkes "Warum".
  2. Schaffe dir optimale Bedingungen zur Regeneration in der Freizeit.
  3. Tracke deine Ergebnisse der Probeklausuren und die Arbeitszeit und nutze Apps wie "Lock my Phone" oder "Forest", damit du in schwachen Momenten etwas in der Hand hast, das dir zeigt, was du alles schon erreicht hast.
  4. Raff' dich ab Woche 1 zum Klausurenschreiben unter scharfen Bedingungen auf.

 

Was war für dich das Schwierigste an der Examensvorbereitung?

 

Am schwierigsten war das Durchhalten an sich und dabei meinen eigenen Weg in der Vorbereitung konsequent zu gehen. Es ist natürlich viel einfacher mit dem Strom zu schwimmen. Wer sich aber bewusst für Anki und die Basiskarten entscheidet, hat eine Methode gewählt, die zwar anstrengend, aber auch sehr effektiv ist, weil die Wiederholung dabei den Raum einnimmt, den sie meines Erachtens verdient. Das Lernen mit Anki zeigt die individuellen Schwächen deutlich auf, was dazu führen kann, dass man sich ohne den gewohnten Austausch mit Kommilitonen mitunter einsam fühlt. Um nicht vollständig ohne Austausch vor dem Stoff zu stehen, hat mir die wöchentliche Zusammenarbeit mit meiner Lernpartnerin sehr geholfen. Wir waren uns nicht zu schade, über die Woche auch vermeintliche dumme Verständnisfragen aus allen Rechtsgebieten zu sammeln, und sie dann gemeinsam zu klären.

 

Worauf kam es aus deiner Sicht letztlich besonders an im Examen?

 

Zunächst kam es auf disziplinierte Arbeit in Bezug auf die Wiederholung des Wissens und der konsequenten Übung am Fall an. Aber es bedarf auch einer erheblichen mentalen Stärke, um die Vorbereitung und das damit einhergehende Arbeitspensum durchzuhalten und am entscheidenden Prüfungstag alles aufs Papier zu bringen. Ich bin stetig an den Misserfolgen und dem Druck gewachsen, und vermutlich nur nicht daran zerbrochen, weil ich mich mit meiner mentalen Gesundheit beschäftigt habe. Morgendliche zehn Minuten mit einer Meditationsapp haben da teilweise Wunder gewirkt.

 

Wenn du in der Zeit zurück zu deinem ersten Semester reisen könntest, welche Tipps würdest du deinem früheren Ich mitgeben?

 

Natürlich könnte ich meinem Erstsemester-Ich sagen, dass sie den Stoff langfristiger bearbeiten und wiederholen sollte, statt nur auf die jeweilige Semesterabschlussklausur zu lernen, bei denen die thematischen Präferenzen des jeweiligen Profs anders als im Examen meistens eine Stoffeingrenzung bedeuten. Aber das halte ich für unrealistisch, weil ich die Spannung nicht vom ersten Semester bis zum Examen hätte hochhalten können.

 

Ich würde eher sagen: Genieß die ersten Semester. Folge nicht nur dem Studienleitfaden, sondern auch deinen Interessen und beteilige dich in studentischen Initiativen.

 

Alina, vielen Dank für das Interview!

👉 Tipp: Hier geht's weiter zu meinem letzten Interview mit Paul. Für allgemeines Feedback zu den Basiskarten klick hier.

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